Die Fertigstellung 

 

  

Zur Fertigstellung der neuen Kirche St. Michael schrieb die Bottroper Volkszeitung in ihrer Ausgabe vom 29.11.1913: 

 

Als es sich darum handelte, den Meister für diesen neuen Kirchenbau zu suchen, kam die leitende Stelle dahin, den Architekten Joseph Franke aus Gelsenkirchen aufzufordern, einen Entwurf einzureichen. Joseph Franke ist ein begabter Künstler mit selbstfühlendem Können und von gesegneter Begabung, der schon manch schönen Kirchenbau in Westfalen und der Rheinprovinz errichtet hat und dessen sonstige Erfolge in profanen Gebäuden ihn prädestinieren, eine führende Stelle unter den neuzeitlichen Meistern einzunehmen. Das Vertrauen, das er genießt, ließ den Kirchenvorstand davon Abstand nehmen, einen öffentlichen oder kleineren Wettbewerb auszuschreiben und nur ihn allein zur Einreichung eines Entwurfes aufzufordern, auf Grund dessen ihm die Ausführung auch übertragen wurde. Das Grundstück, für das Architekt Franke die Kirche zu projektieren hatte, wurde der Kirchengemeinde von der Verwaltung der Arenbergschen  A.G. geschenkt.“

 

 

Um ein geschlossenes, einheitliches Architekturbild zu erhalten, hatte sich die Zechenverwaltung bereit erklärt, links und rechts neben der neuen Kirche zwei Beamtenwohnhäuser, ebenfalls von Joseph Franke entworfen, zu erstellen. In seine Planungen schloss Franke auch die Wirkung von Baum, Busch, Blumen und Rasen gleich mit ein, um ein lebendiges Architekturwerk zu erhalten. Dem Architekten war es auch wichtig, dass der wuchtige Turm auf der rechten Seite des Mittelschiffes stehen muss, um so die Verbindung zum Pfarrhaus zu verdeutlichen.

 

„Der Grundriss des Gotteshauses umfasst im ganzen 720 Quadratmeter Grundfläche und bietet 350 Knieplätze für Kinder, 400 Sitzplätze für Erwachsene und 1000 Stehplätze. 580 Quadratmeter entfallen auf die Schiffe, der Rest auf Chor und Sakristeiräume. Die Kirche ist mit ihrer Längenachse quer zur Glückaufstraße  gestellt, wie auch das Bild zeigt. Es führen vier Eingangspforten in den Innenraum und ein besonderer Eingang in die Sakristei. Windfänge hinter jedem Eingang  schützen vor Zugluft. Die Grundform der Kirche ist die Langschiff-Basilika mit 4,50 Meter breiten Seitenschiffen. Das Mittelschiff ist als Langhausbau mit geschlossener Hochschiffwand, von leichten Rabizgewölben überspannt, durchgeführt.

Außer dem ebenerdig gelegenen Raum ist noch auf der 70 Quadratmeter Orgelbühne Platz für einen großen Kirchenchor und sonstige Prädestinierte. Es führt hinauf eine in den Turm eingebaute Wendeltreppe, die dann noch weiter zum Glockengeschoss und in den Dachraum über dem Mittelschiff führt. Ein besonderer Abstellraum ist noch über den Sakristeiräumen eingerichtet.

Der Chor liegt vier Stufen höher als der Laienraum. Auf der  untersten, breiten Stufe ist die Kniebank für Kommunikanten aufgestellt. Auf der oberen Stufe sehen wir eine Altarbrüstung. Sie ist aus feinstem Baumbacher Sandstein, sie zeigt zwischen den seitlichen Ornamenten: „Luft“ und „Erde“ den ersten Vers des Psalms: „Wie der Hirsch verlangt nach Wasserquellen, so verlangt meine Seele zu dir, o Gott. Der Altar aus Marmor- nach gemeinsamem Entwurf des Architekten Franke und des Bildhauers Brüx-Cleve – steht noch um eine weitere Stufe höher als der Chor. Die Mensa ist aus verschiedenfarbenen Marmorteilen zusammengestellt, mit Mosaikbild der Schutzheiligen im Mittelfelde und dem Tabernakel. Rechts seitlich ist die Verbindungstür von der Priestersakristei, hinter der die Knabensakristei liegt; von einem Vorplatz aus gelangt man  über eine Wendeltreppe zu dem Abstellraum und in die Heiz- und Kohlenräume im Keller.

Im Aufbau des schönen Gotteshauses sehen wir neuzeitliche, an romanischen Stil anklingende, der eigenen Art des Baumeisters entsprechende Bauformen. Fläche Ornament und Öffnung, Putzgrund und Stein einen sich, gegliedert vom reich gehaltenen, vorgezogenen Haupteingang bis hinauf zum Turmkreuz zu der Wirkung voller Freundlichkeit, und Gottesfrieden, dem eigenartigen Architekturbilde, auf das wir – ein erster Kirchenbau dieser schönen Art im Münsterlande – mit erhebender, stolzer Freude blicken können. Der grüne Kalkstein, Anröchter Dolomit, ist eine glückliche Wahl, er wird seine Farbe nie verlieren.

Und mit der Verarbeitung musste die technische Leitung umsichtig und vorausschauend auf Grund sorgfältigster Berechnungen die Stärke der Mauern und Gewölbe bestimmen. Ganz besonders aber ist mit Hilfe der Zechenverwaltung das Bauwerk gegen Beschädigungen durch Bergbau, wie sie bei der Herz- Jesu Kirche aufgetreten sind, in einer sehr starken doppelten Verankerung der Fundamente und der Gurte und Decken über den Seitenschiffen aus Eisenbeton gesichert. Der Turm als besonders schwerer Mauerklotz ist durch nicht sichtbare Fugen ganz für sich hoch geführt, damit er bei Senkungen das anschließende Mauerwerk nicht mitreißt. Die innere Einrichtung der Kirche besteht aus Bänken von Eichenholz, die nicht überhoch, einfach und schön sind, mit eigenartigen Ornamenten in den Kopfseiten.

Bei der Ausführung der Bauarbeiten waren beteiligt zunächst folgende Bottroper Firmen:   Schophaus  (Erd- und Maurerarbeit), Stratmann (Zimmerarbeit und Holzpodien), Kirschbaum (Eisenarbeiten), Neven u. Scheulen (Dachdeckerarbeiten und Blitzableiteranlage), Schumacher (Klempnerarbeiten), Herminsken (Portale und innere Türen), Ortmann (Windfänge und Sakristeifenster), C. Lordick (äußere Anstreicherarbeit), Gerken (Kommunionbank und Weihwasserbecken), Sandkühler (Bänke), Hennecke und Stamm (Bleiverglasungen) .

Auswärtige Unternehmer: Witzig u. Winter – Gelsenkirchen( Lichtanlage), Holzmann u. Comp – Brohl (Steinmetzarbeit).

Kunstgewerbliche Arbeiten führten aus:  Päpstlicher Hofglasmaler Deriks – Goch: Glasmalereien der Chor- und Seitenschiffenster, die übrigen Glasmalereien Hennecke u. Stamm – Bottrop,  Kunstschmiedearbeiten und Wetterhahn Schmiedemeister Kirschbaum – Bottrop,  Bildhauerarbeiten Brüx – Kleve,  Malerarbeiten Kunstmaler Federke – Cleve, Holzschnitzarbeiten W. Burg – Gelsenkirchen.

Die Glocken auf as und b gestimmt sind gegossen in der Glockengießerei von Petit und Gebr. Edelbrock – Gescher (Westf.). Sie haben jede eine Inschrift erhalten und zwar die kleinere: „Sancte Gabriele, ora pro nobes“ und die größere: „Sancte Raphael, ora nobis“.