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Glockengeschichte

 

Zweimal in der hundertjährigen Geschichte der Kirche St. Michael wurden die Bronzeglocken beschlagnahmt, jedes Mal zu Kriegszwecken. Nach Fertigstellung der Kirche wurden zwischen 1913 und 1914 zwei Glocken im Turm eingebaut, eine 20 Zentner schwere Glocke mit dem Namen St. Michael und eine ca. 13 Zentner schwere mit dem Namen St. Raphael. Gefertigt wurden diese zwei Glocken von den Gebrüdern Edelbrock, Gescher in Westfalen.

 

Während des ersten Weltkrieges mussten die Glocken 1917 an die deutsche Heeresverwaltung abgeliefert werden. Etwa zweieinhalb Stunden haben damals die Glocken zum Abschied geläutet, dann verstummten die ehernen Rufe für viele Jahre.

 

Am 07. Februar 1926 war zum zweiten Male Glockenweihe, dieses Mal waren es sogar 4 Bronzeglocken, die wiederum in Gescher gefertigt worden waren und zwei Tage zuvor, am 05. Februar feierlich an der damaligen Pfarrgrenze auf einem festlich geschmückten LKW in Empfang genommen wurden. Die kirchliche Weihe vollzog der damalige Dechant des Dekanates Bottrop, Pfarrer Bernhard Hülshorst von Liebfrauen.

Die größte Glocke mit dem Ton „es“ war die Marienglocke und trug das Bild der Gottesmutter mit dem Jesuskind. Die zweite, in „g“ gestimmte St. Michael – Glocke trug das Bild des hl. Erzengels, die dritte Glocke war in „b“ gestimmt und trug den Namen des hl. Erzengels Gabriel. Die 4 und kleinste Glocke war in „c“ gestimmt und dem hl. Erzengel Raphael geweiht. „Die Intervalle –große Terz, kleine Terz, kleine Sekunde- sind genau getroffen…das ganze Geläute ist von herrlicher Wirkung“. Das waren damals einige Worte aus dem Gutachten des bischöflichen Prüfers.

 

Dann kam der zweite Weltkrieg und am 14. Januar 1942 mussten die Gläubigen von St. Michael auch von diesen Glocken Abschied nehmen. Bis auf die kleinste Glocke „St. Raphael“ wurden alle für Kriegszwecke beschlagnahmt. Von diesem Abschied berichtet heißt es in der Chronik: „Zum letzten Geläute ertönte zuerst St. Maria dumpf und ruhig. Dann erklang St. Michael, zackig und hell, gefolgt von St. Gabriel, weich und freundlich und zuletzt St. Raphael, hell und klar. Alle Glockenstimmen vereinigten sich dann in einem letzten Zusammenklang, anschließend verstummten sie in umgekehrter Reihenfolge.

 

Es sollte 14 Jahre dauern, bis es der Gemeinde St. Michael möglich war, die drei beschlagnahmten Glocken wieder zu beschaffen. Man entschloss sich, die Glocken durch das Gussstahlwerk „Bochumer Verein“ in Stahl gießen zulassen, einmal  wegen des niedrigeren Preises, dann, um eine nochmalige Beschlagnahmung zu verhüten, vor allem aber, weil moderne Stahlglocken in ihrer Tonqualität den Bronzeglocken kaum nachstehen.

Am Montag, dem 30. Juli 1956 wurden die 3 neuen Glocken in einer feierlichen Prozession durch Pfarrer Kokerols und zahlreichen Gemeindemitgliedern zum  Kirchplatz St. Michael geleitet, wo die Kinder der Albrecht-Dürer-Schule spontan ein Spalier bildeten. Die feierliche Weihe der Glocken fand am Sonntag, dem 05. August 1956 nach einem festlichen Hochamt und großer Teilnahme der Gläubigen durch Dechant Bruns, assistiert von Pfarrer Kokerols vor der Kirche statt. In der darauf folgenden Woche traten die drei neuen Glocken ihre Fahrt in die luftige Höhe zu ihrem Platz im Glockenturm an.

 

(Bild der Glockenweihe aus der  WAZ vom 06.08.1956)

 

Die größte der neuen Glocken trägt wieder den Namen St. Maria, hat den Ton „es“ und wiegt 1068 kg. Die zweitgrößte Glocke bekam den Namen des Kirchenpatrons, St. Michael, und wiegt 523 kg. Sie hat den Ton „g“. Die drittgrößte Glocke wurde nach der Schutzpatronin der Bergleute, St. Barbara, benannt. Sie wiegt 292 kg und ist nach dem Ton „b“ gestimmt. Alle 3 Glocken tragen die Jahreszahl A. D. 1956.

Seit Sonntag, dem 12. August 1956 bis heute vereinigt sich der Klang der drei neuen Glocken mit dem der kleinsten, der „C“ Glocke St. Raphael, um die Gläubigen zum Gottesdienst zu rufen.

Text-/Bildquellen: WAZ und BVZ vom August 1956, Stadtarchiv Bottrop (PE)