Ministranten St. Michael

  

Was wäre der katholische Gottesdienst ohne Ministranten?

 

Mit dieser Frage und der selbstbewussten Antwort, ihm würde etwas Wichtiges fehlen, stellt sich an dieser Stelle eine Gruppe von St. Michael vor, die es mit Sicherheit seit der Gründung der Gemeinde vor 100 Jahren gibt: Die Ministranten!

 

Über die Anfänge der Ministrantenarbeit gibt es wenig Quellen und keine Zeitzeugen mehr, die man auswerten bzw. befragen könnte. Aber so ist das häufig mit Selbstverständlichkeiten. Man nimmt sie wahr, oft über Jahrzehnte hinweg und auffällig wird es erst, wenn sie fehlen. Aber von letzterem ist die heutige Ministrantenarbeit von St. Michael weit entfernt. Bevor die aktuelle Situation näher beschrieben wird, sei ein Ausflug in die Vergangenheit gestattet.

Die Ministrantenarbeit war in den ersten Jahrzehnten des Bestehens der Gemeinde eine dankenswerte Aufgabe für die jeweiligen Kapläne, wobei es neben der Ministrantenschar noch eine Vielzahl anderer Gruppen für Kinder und Jugendliche gab. Und zwar in Größenordnungen, die wir uns heute kaum noch vorstellen können. Das Ganze dann streng nach Geschlechtern getrennt; wie überhaupt der Ministrantendienst früher ausschließlich von Jungen und jungen Männern versehen wurde.

Der Schwerpunkt der Ministrantenarbeit lag früher sehr viel mehr im Bereich der liturgischen Aufgaben als auf anderen Aktivitäten. Wobei aber die Gruppenstunden schon immer einen hohen Stellenwert hatten. Ältere männliche Gemeindemitglieder erinnern sich noch sehr gut an die vielen lateinischen(!) Gebete, die gelernt werden mussten oder an das für unsere heutigen Augen sehr viel kompliziertere liturgische Geschehen. Wenn sich die Zeiten auch vielfach gewandelt haben, versehen doch seit etlichen Jahren auch Mädchen den Ministrantendienst. So ist der Dienst am Altar Kernbestandteil des Ministrantenseins, sei es bei einfachen Werktagsmessen, über Andachten bis hin zu feierlichen Hochämtern an Weihnachten oder Ostern oder bei Prozessionen, wie zu Fronleichnam.

 

 

Festhochamt an Fronleichnam 2012

 

Die Ministranten sind seit den letzten Jahrzehnten ein wesentlicher Bestandteil der Gemeindearbeit, nicht nur bei feierlichen Hochämtern, wo es besonders augenfällig ist, sondern auch im gesamten übrigen Gemeindeleben.

 Garant dafür ist Herr Bernhard Lütke-Stetzkamp, der es als Ministrantenleiter – oder Oberministrant wie es früher hieß -  immer wieder geschafft hat, Kinder für die Ministrantenarbeit zu begeistern und vor allem aber ältere Ministranten zum Weitermachen zu ermutigen. So ist es nicht verwunderlich, dass die zahlenmäßig größte Gruppe innerhalb der Ministranten von St. Michael nicht etwa die Kinder und Jugendlichen sind, sondern gestandene Männer zwischen 30 und 50 Jahren. Blicken doch einige von uns schon auf 30 oder 40 Dienstjahre zurück.

 

Das ist sicher einmalig, nicht nur in Bottrop, sondern auch im ganzen Bistum Essen! Dies führt dann auch zu dem einmaligen Phänomen, das inzwischen bereits Väter mit ihren Söhnen oder Töchtern gemeinsam den Dienst am Altar versehen.

 Was hält nur so viele über Jahre und zum Teil Jahrzehnte hinweg bei der Sache? Abgesehen davon, dass es sich gerade bei den erwachsenen Ministranten was den liturgischen Dienst anbelangt, um echte Überzeugungstäter im besten Sinne des Wortes handelt, sind die Ministranten darüber hinaus eine kontinuierlich bestehende Gemeinschaft, in der sich viele über den bloßen Dienst am Altar hinaus sehr wohlfühlen.

Die einzelnen Bestandteile der Arbeit sind sehr vielschichtig und können alle kaum aufgezählt werden. Das fängt mit den regelmäßigen Gruppenstunden an, in denen die Jüngsten den Dienst am Altar erlernen, aber auch Gemeinschaft bei Sport und Spiel erleben.

 

 

Treff zur Gruppenstunde 1989

Für die meisten Ministranten sind die wöchentlichen Gruppenstunden ein fester Bestandteil des Wochenablaufs, auch wenn zwischenzeitlich die Konkurrenz durch eine Vielzahl von Freizeitaktivitäten stark zugenommen hat. Auch der Ganztagsunterricht an vielen Schulen kann zuweilen für die nachmittägliche Gruppenstunde ein Problem darstellen.

Die Gruppenstunde dient bei den Älteren – die sich regelmäßig mittwochs treffen – zum Austausch über Dinge, die über den eigentlichen Dienst am Altar weit hinausgehen. Hier werden Aktivitäten geplant und die eine oder andere Aufgabe verteilt. Es wurden Freundschaften geknüpft, die weit über die Tätigkeit als Ministrant hinaus reichen.

 

Daneben sind Fahrten wichtiger Bestandteil der Ministrantenarbeit von St. Michael. Die ältesten Ministranten fahren seit mehr als 30 Jahren im Januar nach Küstelberg ins Hochsauerland. Hier gelingt es den Meisten - auch wenn mal wieder kein Schnee liegt - von Beruf und Alltag wenigstens für ein paar Tage abzuschalten.

 

 

Herbstfahrt nach Haltern 2005

Im Herbst findet dann das Pendant dazu statt – die Fahrt der jüngeren Ministranten; seit einigen Jahren zum Annaberg bei Haltern. Gerade die Jüngsten erleben hier noch ungehindertes Spiel im Freien. Wo kann man im Wald noch ausgelassen toben und ungestört ein Lagerfeuer machen? Das ist am Annaberg alles möglich. Und dann das legendäre Stationsspiel, an dem schon Generationen von Ministranten teilgenommen haben.

Früher fanden auch regelmäßig klassische Zeltlager statt. Aber in den letzten Jahren wurde es zunehmend schwieriger, Zeltplätze außerhalb von kommerziellen Campingplätzen, z. B. bei Bauernhöfen, zu finden.

 

 

Autowaschaktion mit der KAB 2002

Gab es früher Autowaschaktionen oder Altpapiersammlungen, um die zahlreichen Aktivitäten finanziell zu ermöglichen, ist es heute der Glühwein- und Bratwurstverkauf an den Adventssamstagen. Ab und zu gibt es auch die eine oder andere Spende aus der Gemeinde, die unseren Zweck unterstützt.

Schon immer aber waren die Ministranten bereit, über den Altardienst hinaus, Aufgaben in der Gemeindearbeit zu übernehmen, seien es die Besuche von alten und kranken Gemeindemitgliedern, insbesondere in Alten- und Pflegeheimen, bis hin zur aktiven Mitarbeit in den Gremien der Gemeinde, wie Kirchenvorstand oder Pfarrgemeinderat.

Ob das Beflaggen des Prozessionswegs an Fronleichnam oder – ganz besonders wichtig – die Durchführung zahlreicher Aufgaben beim Gemeindefest - die Ministranten von St. Michael sind immer bereit, hier mit Mann und Maus zu unterstützen. Über Jahre hinweg galt dies auch für die Unterstützung der Tschernobyl-Aktionen.

 

 

Fronleichnamsprozession 2012

 Höhepunkte der letzten Jahre waren die beiden Rom-Fahrten im Jahr 2005 und 2010, an denen auch die Ehefrauen der ältesten Ministranten teilnahmen. Einmalig die Eindrücke, die wir bei den beiden Fahren unter Leitung von Prälat Linse und Professor Dr. Knoch im Zentrum der römisch-katholischen Kirche in Rom gewinnen durften. Unvergessen bleiben die von uns als Ministranten mitgestalteten Gottesdienste im Pantheon und in der Kirche Santa Maria dell Anima.

 

 

Rom Fahrt 2010 mit Prof. Dr. Knoch

 Wem ist dies schon in seiner Ministrantenkarriere vergönnt? Krönung seines Ministrantenlebens war für Herrn Bernhard Lütke-Stetzkamp dann im Jahre 2010 die persönliche Begegnung mit Papst Benedikt XVI. anlässlich unserer Rom-Fahrt.

Zu erwähnen sind noch die Teilnahme am Papst-Besuch 1987 im Parkstadion in Gelsenkirchen oder die Teilnahme an den Veranstaltungen des Welt-jugendtages 2006.

Auch sportlich haben wir einiges zu bieten, davon zeugen die zahlreichen Teilnahmen an den früher häufig stattfindenden sportlichen Wettbewerben für Ministranten im Fußball auf Dekanatsebene. Und bei der schon erwähnten Küstelbergfahrt wird dem Skifahren gefrönt.

 

Für uns ist aber ganz wichtig, dass auch der religiöse Inhalt Bestandteil der Arbeit der Ministranten ist. Die religiöse Arbeit füllt einen Teil der Gruppenstunden aller Altersgruppen aus. Ein sicherlich nicht zu unterschätzender Aspekt, geht der Religionsunterricht an den Schulen doch zurück oder verkommt zur reinen Religionswissenschaft, die mit dem katholischen Religionsunterricht nur noch wenig gemein hat.

Seit etlichen Jahren findet auch ein jährliches Einkehrwochenende der erwachsenen Ministranten statt, zuletzt häufig in der Benediktinerabtei Gerleve. Mit den Referenten, Herrn Pfarrer Elmar Linzner (ehemaliger Ministrant von St. Michael) und Herrn Pfarrer i.b.D. Dr. Clemens Schwark, wurden verschiedene religiöse Themen intensiv behandelt.

Bei aller Bescheidenheit sollte auch noch erwähnt werden, dass sich gerade die Ministranten von St. Michael sehr engagiert für den Erhalt der Gemeinde St. Michael (zumindest als Filialkirche) eingesetzt haben. Der Erfolg hat uns angespornt, weiterzumachen. Weiterzumachen, auch in der neuen Gemeinde St. Joseph und dort das Gemeindeleben aktiv mitzugestalten, sei es in den Gremien oder beim Gemeindefest.

Es gäbe noch eine Vielzahl von Ereignissen, die man hier aufführen könnte. Vielleicht erinnert sich aber auch der ein oder andere Ehemalige an seine Zeit als Ministrant von St. Michael und findet den Weg zu unserem geplanten Ehemaligentreff im Frühjahr 2013.

 

 

Vor dem Einzug in die Kirche

Eins aber ist sicher: Die Ministranten von St. Michael sind eine starke Truppe, die sich auch weiterhin nach Kräften bemühen wird, zur Ehre Gottes und zum Wohle der Menschen in der Kirche St. Michael das gemeindliche Leben mitzugestalten und den Gottesdiensten, als dem Mittelpunkt des katholischen Lebens, einen würdigen und feierlichen Rahmen zu verleihen. 
(Ulrich Bonk)